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Lösungsmittel brennt auf der A 81 – Rettungskräfte im Großeinsatz, Autobahn voll gesperrt

Riesige Rauchwolke über der Autobahn 81 zwischen Sulz und Empfingen: Dort brannte seit dem Nachmittag ein Lastkraftwagen, ein Tanklaster, der Lösungsmittel geladen hatte. Gegen 20 Uhr war das Feuer endlich gelöscht. Es hatte damit etwa vier Stunden lang gebrannt. Der Einsatz ist damit nicht zu Ende.

Die Einsatzkräfte hatten zunächst Mühe, zur Einsatzstelle vorzudringen. Die Polizei bat ortskundige Autofahrer, das Gebiet weiträumig zu umfahren. Die im Stau wartenden Verkehrsteilnehmer konnten später umkehren. Zugleich wütete das Feuer weiterhin massiv, wurden Kräfte nachgefordert – hauptsächlich zur Löschwasserversorgung. Laut einem Feuerwehrsprecher sind am Nachmittag mehr als 100 Einsatzkräfte in über 30 Fahrzeugen vor Ort eingesetzt. Der Autobahnabschnitt werde noch für Stunden gesperrt sein, hieß es. Die Straße müsse nach Abschluss der Löscharbeiten, die um 19.20 Uhr immer noch liefen, zunächst hergerichtet werden.

Die Unfallstelle liegt in einer Baustelle. Diese ist zweispurig befahrbar und weist keinen Standstreifen auf, weshalb die Fahrzeuge den anrückenden Wagen der Feuerwehr anfangs kaum ausweichen konnten.

Deshalb sind Löschfahrzeuge der Feuerwehren Oberndorf und Sulz auch über die Gegenfahrbahn zur Unfallstelle vorgefahren. Ein Rettungswagen durch die eigentlich gesperrte Baustelle. Außerdem vor Ort sind Kräfte der Feuerwehren aus Horb und Empfingen. Gemeinsam kämpfen sie gegen das immer wieder auflodernde Feuer. Später sind weitere Einheiten hinzualarmiert worden, aus Deißlingen, Freudenstadt, Schiltach, Schramberg, Wurmlingen, beispielsweise. Und Tübingen.

Die Einsatzleitung hat der Empfinger Kommandant Dieter Eger.

Einsatzleiter Eger mit dem Rottweiler Stadtbrandmeister Müller (links). Das Bild entstand mehrere Stunden nach der Alarmierung , als sich die Lage soweit stabilisiert hatte. Foto: Peter Arnegger

Was der Tanklaster genau geladen hat, war zunächst nicht bekannt. Die Feuerwehr hielt sich bedeckt, die Polizei ebenfalls, es war aber von einem Gefahrgut die Rede. Das impliziert: Hier brannte kein Benzin und kein Diesel.

An der Einsatzstelle war zu hören, dass ein Lösungsmittel gebrannt habe. „Übles Zeug“, sagte ein Feuerwehrmann. Unterhalb der Autobahnbrücke lag ein überwältigender Geruch nach diesem Mittel in der Luft. Am Abend, als die Löscharbeiten abgeschlossen waren, war die Gefahr aber nicht gebannt. Einer der Behälter des Lkws hat das Feuer offenbar überstanden. Nun ist unklar, wie sehr er unter Druck steht. Dazu ist eine Sondereinheit des Chemieunternehmens BASF angefordert worden. Die regionalen Kräfte zogen sich etwas zurück.

Für den Fall der Fälle haben Ehrenamtliche des DRK nahe der Anschlussstelle Empfingen ein Versorgungs- und Betreuungszentrum eingerichtet. Für die Einsatzkräfte auf der Autobahn. Gegen 21.45 Uhr war teilweise Abbau. Auf der Autobahn hat das DRK eine weitere Versorgungsstation aufgebaut, die gut frequentiert ist.

Fotos: Peter Arnegger

Unter der Fahrbahn und Brücke liegt ein Regenüberlaufbecken. Das dorthin abfließende Löschwasser gilt als verschmutzt und wird abgepumpt. Dabei hilft etwa auch die Firma Alba, ein Entsorgungsunternehmen. Adrian Karrais vom Umweltschutzamt des Rottweiler Landratsamts hat sich ein Bild vor Ort gemacht. Er sieht die Umgebung des Beckens dank des Eingreifens der Einsatzkräfte der Feuerwehr am Abend nicht als gefährdet. Auch ein Fachberater des THW ist vor Ort. Der Fachberater Chemie der Feuerwehr Rottweil, Dr. Michael Sowa, bestätigte die Angaben des Mannes vom Landratsamt. Den brennenden Stoff bezeichnete er nicht als besonders gefährlich, aber beleibe auch nicht unproblematisch. „Nahe daran, als giftig zu gelten“, so Sowa. Das Feuer flamme immer wieder auf, wenn der Löschschaum, der eingesetzt wird, für einen Moment aussetzt. Die Feuerwehr verwendete Löschschaum, weil Wasser den Brand zwar schneller gelöscht hätte, dann aber Unmengen an Löschwasser angefallen wären, die die Unwelt belastet hätten, hieß es am Mittag.

Auch das THW ist mit Fachleuten vor Ort. Foto: Peter Arnegger

Laut dem Schiltacher Kommandanten Markus Fehrenbacher, der als stellvertretender Kreisbrandmeister den Abschnitt unter der Brücke leitete, lasse man inzwischen das Brandgut oben abbrennen. Die Lage sei statisch, die Löscharbeiten werden ununterbrochen fortgeführt. Dies sagte er gegen 19 Uhr.

Zwischenzeitlich rückte auch der Gefahrgutzug des Landkreises Rottweil, der in Rottweil stationiert ist, an. Weitere vier Fahrzeuge auf Anfahrt. Ihre Aufgabe: auch Messungen in den in Windrichtung liegenden Ortschaften vornehmen. Die Einsatzleitung liegt bei der Feuerwehr Empfingen. Damit diese sich ein Bild aus der Luft machen kann, ist die Drohne des Landkreises Rottweil ebenfalls alarmiert worden, so der Kreisfeuerwehrsprecher Sven Haberer zur NRWZ. Über der Unfallestelle schwebte lange Zeit ein Hubschrauber der Polizei.

Der Abschnitt der A 81 Singen-Stuttgart zwischen Sulz und Empfingen ist komplett gesperrt worden. Auch in der Gegenrichtung. Der Einsatz war zunächst recht niedrig als Kfz-Brand alarmiert. Dann wurde er rasch hochgestuft. Es rückten minutenlang Kräfte der Feuerwehr nach. Laut einem Sprecher der Kreisfeuerwehr sind Groß-Tanklöschfahrzeuge aus Tuttlingen und Rottweil nachgefordert worden. Für die Bevölkerung ist eine Warnmeldung ausgegeben worden. Im Umkreis von zunächst acht, dann 15 Kilometern sollten Fenster und Türen geschlossen werden. Diese Warnung konnte am Abend aufgehoben werden.

Unter der Brücke, an deren Eingang die Unfallstelle liegt, ist laut Frank Müller, der als Stellvertretender Kreisbrandmeister vor Ort ist, ein zweiter Einsatzabschnitt gebildet worden. Das Löschwasser, das zur Brandbekämpfung nötig ist, fließt hinab. Dort muss es aufgefangen werden. Außerdem muss eine Umweltverschmutzung verhindert werden.

Das DRK hat inzwischen neben dem Rettungswagen auch einen Notarzt und den Organsatorischen Leiter Rettungsdienst sowie den Kreisbereitschaftsleiter an die Unfallstelle entsandt.

Wie der Unfall geschah, ist noch unklar. Aufbauend auf ersten Zeugenaussagen sieht die Polizei es als wahrscheinlich, dass der Lastzug ins Schlingern kam, die Mittelleitplanke durchschlug und dann umkippte. Daraufhin habe er zu brennen begonnen. Der Fahrer des Lastzugs konnte sich selbstständig in Sicherheit bringen. Er erlitt glücklicherweise nur leichte Verletzungen.

Aus den benachbarten Gemeinden sind weitere Kräfte der Feuerwehr alarmiert worden. Im Bereich der Unfallstelle kommt es zu Vegetationsbränden.

Die Kräfte der Feuerwehr Oberndorf hatten sich bereits im Einsatz befunden, hatten gerade ihre Rettungs- und Sicherungsarbeiten nach einem schweren Unfall bei Vöhringen abgeschlossen.

Der Rückstau auf der A 81 war groß. Die Menschen verließen mittlerweile ihre Wagen, richteten sich auf eine längere Wartezeit ein. Spaziergänger, die sich allzu weit von ihren Wagen wegbewegten, forderte eine anrückende Streife der Polizei auf, zu diesen zurückzukehren. Erste Fahrzeuge kehrten dann um, irgendjemand hatte die Betonplanken beiseite gestellt . An der Einsatzstelle hat die Polizei dann auch gegen 17.45 Uhr das Wenden ermöglicht. Der Stau löste sich auf.

Foto: Peter Arnegger

Der brennende Lkw unterdessen lässt unvermindert eine große Rauchwolke aufsteigen. Inzwischen allerdings mit Unterbrechungen, die auf die laufenden Löscharbeiten hindeuten. Doch anschließend wurde der Rauch wieder deutlich dichter.

Wie lange die Sperrung andauert, ist laut einem Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz noch unklar. Der Verkehr aus Richtung Süden werde aktuell bei Oberndorf ausgeleitet, auch in der Gegenrichtung sei die entsprechende Anschlussstelle bei Empfingen gesperrt.




Peter Arnegger (gg)

… ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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